Die Inflation steigt – Zinssenkung dennoch wahrscheinlich
Im Dezember 2024 stieg die Inflationsrate in der Eurozone auf 2,4 %, nach 2,2 % im November. Der Anstieg wurde vor allem durch höhere Energiekosten getrieben, die nach monatelangem Rückgang erstmals wieder zulegten. Die Kerninflation, die schwankungsanfällige Komponenten, wie Energie und Lebensmittel ausklammert, blieb hingegen stabil bei 2,7 %. Besonders auffällig ist die anhaltend hohe Inflation im Dienstleistungssektor, die mit 4 % das vierte Jahr in Folge auf einem hohen Niveau liegt, getrieben von steigenden Löhnen.
Trotz des anhaltenden Preisdrucks beabsichtigt die Europäische Zentralbank (EZB), ihre Politik der schrittweisen Zinssenkungen fortzusetzen. Nachdem sie im Dezember bereits eine vierte Senkung vorgenommen hatte, erwartet der Markt, dass die Zinsen im Laufe des Jahres 2025 um weitere 100 Basispunkte gesenkt werden könnten. Die EZB verfolgt diesen Kurs, um die Konjunkturschwäche im Euroraum zu bekämpfen. Der Einlagenzinssatz von 3 % wird als Hemmnis für die wirtschaftliche Erholung angesehen. Viele Mitglieder des EZB-Rats plädieren für eine Fortsetzung der schrittweisen Zinssenkungen in Schritten von 0,25 %, wobei einige Ratsmitglieder, wie der Präsident der französischen Zentralbank, François Villeroy de Galhau, auch eine stärkere Senkung als Option befürworten.
Einige Entwicklungen deuten jedoch auf potenzielle Schwierigkeiten hin. Die Energiepreise könnten weiter steigen, da Europa seine Gasreserven schneller als in den letzten sieben Jahren verbraucht und russisches Gas nicht mehr über die Ukraine geliefert wird. Dies könnte die Inflationsrate kurzfristig weiter antreiben. Gleichzeitig wirken externe Faktoren wie die Drohung des US-Präsidenten Donald Trump, Handelszölle zu verhängen, als zusätzliche Unsicherheitsfaktoren. Ein solcher Handelsstreit könnte die Inflation dämpfen, da günstigere chinesische Waren auf den europäischen Markt gelangen könnten, was wiederum deflationäre Effekte hätte. Der Gouverneur der niederländischen Zentralbank, Klaas Knot, warnte vor diesem Szenario, da China so sein Deflationsproblem exportieren würde.
Die EZB steht vor der Herausforderung, die Inflation mittelfristig wieder auf das angestrebte Ziel von 2 % zu bringen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde äußerte die Hoffnung, dass dies bis Ende 2025 nachhaltig gelingen könnte, warnte jedoch vor einem holprigen Weg dorthin. Zugleich bleibt die Unsicherheit über die künftige Entwicklung hoch, da die Konjunkturschwäche, die Energiepreise und mögliche Handelskonflikte der EZB den Spielraum für Zinssenkungen einschränken könnten.
Wir empfehlen Ihnen daher sich die aktuellen Zinsen zu sichern, ob eine erwartete Trendwende eintritt, ist weiter nicht vorherzusehen und hängt von vielen weiteren Faktoren ab.