Ist das Ende der Zinssenkungen erreicht?
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auf die nachlassende Inflationsgefahr im Euroraum reagiert und erneut den Leitzins gesenkt. Auf ihrer Sitzung in Slowenien beschlossen die Währungshüter einstimmig, den Einlagensatz um 0,25 Prozentpunkte auf 3,25 Prozent zu reduzieren. Auch der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Banken Geld leihen können, wurde auf 3,40 Prozent gesenkt. Diese dritte Zinssenkung seit dem Sommer soll die schwächelnde Konjunktur im Euroraum stützen. Es ist das erste Mal seit 13 Jahren, dass die EZB in zwei aufeinanderfolgenden Monaten die Zinsen senkt.
Der Grund für diesen Schritt liegt in der weiter sinkenden Inflation. Im September betrug die Teuerungsrate nur noch 1,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – die niedrigste Rate seit April 2021. Dies ist ein deutlicher Rückgang gegenüber dem August, als die Inflation noch bei 2,2 Prozent lag. Vor allem die Energiepreise trugen zu dieser Entwicklung bei, sie fielen im Jahresvergleich um 6,1 Prozent. Damit ist die Inflation erstmals seit über drei Jahren unter die von der EZB angestrebte Zielmarke von zwei Prozent gefallen. Inflationsraten von über zehn Prozent, wie sie noch im Herbst 2022 beobachtet wurden, gehören damit der Vergangenheit an.
Trotz dieses positiven Trends bleibt die EZB vorsichtig. Präsidentin Christine Lagarde betonte in einer Pressekonferenz, dass man einen datenabhängigen Ansatz verfolgen werde und von Sitzung zu Sitzung entscheide, wie weiter vorgegangen wird. Hinweise auf künftige Zinsentscheidungen ließ sie bewusst offen, betonte jedoch, dass die EZB bereit sei, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Mandat zu erfüllen.
Finanzexperten sehen die jüngste Zinssenkung als logische Konsequenz angesichts der schwachen Konjunktur und der sinkenden Inflation. Dennoch bleiben Risiken bestehen: Die geopolitische Lage, insbesondere die Eskalation im Nahen Osten, könnte den aktuellen Rückgang der Inflation stoppen. Zudem bleibt die sogenannte Kerninflation, die schwankungsanfällige Preise wie Energie und Nahrungsmittel ausschließt, mit 2,7 Prozent nach wie vor relativ hoch.
Zusammengefasst hat die EZB mit ihrer Entscheidung, den Leitzins erneut zu senken, auf die schwache Konjunktur und die nachlassende Inflation reagiert. Die Zentralbank wird ihre Geldpolitik weiterhin an die aktuellen wirtschaftlichen Entwicklungen anpassen, um den Euroraum wirtschaftlich zu stabilisieren.
Wir empfehlen Ihnen sichern Sie sich die aktuellen Zinsen. Ob die erwartete Trendwende eintritt, ist weiter nicht vorherzusehen und hängt von vielen Faktoren ab.