Positive Entwicklung und negative Faktoren
Der weltweite Aufschwung gewinnt weiter an Fahrt und die erwartenden Ausläufer haben bereits die EU erreicht. Sogar in den schwächeren Ländern der Eurozone werden aktuell rückläufige Arbeitslosenzahlen gemeldet.
All diese Informationen und Entwicklungen würden unter normalen Umständen eine langsame Wende der Zinspolitik einläuten. Nach nunmehr fast neun Jahren könnte man den Startschuss für die Eindämmung der Inflation erwarten. Allerdings sind die Rahmenbedingungen nicht normal. So haben wir in der Eurozone nicht nur eine spezielle Konstruktion, die es bei der Zinspolitik zu berücksichtigen gilt, sondern auch politisch gesehen ein brisantes Umfeld, wie schon lange nicht mehr.
Große Unsicherheitsfaktoren der EU sind die noch anstehenden Präsidentschaftswahlen sowie die Lage in Italien, die sich weiter zuspitzen könnte. Denn auch in Italien mehren sich die Stimmen, dass das Land außerhalb der Eurozone eine bessere Zukunft vor sich habe. Mit all diesen Unsicherheitsfaktoren wird ein Kurzwechsel der EZB unwahrscheinlicher, da selbst wenn die wirtschaftlichen Signale deutlicher auf „Kurswechsel“ stehen würden, die EZB keine zusätzliche Unsicherheit riskieren wird.
Mario Draghi äußerte erst vor Kurzem, dass er keinen Anlass für einen Wechsel der Ausrichtung sieht, da ihm der Glaube an ein nachhaltiges Erreichen des Inflationszieles von zwei Prozent fehlt. Und es scheint als behielte er Recht, in Deutschland beispielsweise wurde die Prognose der Inflation von 1,7% im Februar auf 1,6% im März gesenkt. Europaweit liegt die Inflationsrate im März bei etwa 1,5%. Das Ziel von knapp unter 2% ist somit wieder in weite Ferne gerückt.
Aus unserer Sicht ist daher ein steigender Zinsmarkt dennoch kein völlig abwegiges Szenario. Wir empfehlen daher Kunden, die mit einer Finanzierung liebäugeln, noch in diesem Jahr einen langfristigen Vertrag zu wählen, da ein Kurswechsel der EZB weiterhin nicht auszuschließen ist, welcher wiederum unmittelbar auf den Zinsmarkt Einfluss nehmen würde.