Kurskorrektur der EZB?
Neuigkeiten von der Europäischen Zentralbank (EZB) waren auf der Sitzung in Tallinn zu vernehmen. Zwar gab Mario Draghi keine grundlegende Änderung seiner lockeren Geldpolitik bekannt. Doch nachdem auf den letzten Sitzungen keinerlei Indizien für einen Wandel zu vernehmen waren, gab es nun erstmals ein minimales Anzeichen dafür beim Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung. Durch das Weglassen einer Formulierung in ihrer Erklärung zur zukünftigen Entwicklung schließt die EZB eine erneute Senkung des Leitzinses aus. Die Leit- und Strafzinsen bleiben weiter konstant. Auch die Rahmendaten des Anleihekaufprogramms bis Ende Dezember werden nicht verändert. Dafür spricht auch, dass die europäische Inflationsrate weiterhin unter dem angestrebten Niveau von nachhaltigen 2,0 Prozent bleibt. Die deutsche Inflationsrate sinkt im Mai von 2,0 Prozent auf 1,5 Prozent. Die Bundesbank stuft die Zielmarke der EZB sogar bis 2019 als nicht erreichbar ein.
Leitzinserhöhung in den USA
Der Zinskorridor in den USA liegt jetzt nach drei Zinserhöhungen in den letzten sechs Monaten zwischen 1 und 1,25 Prozent. Ebenso stehen die Chancen auf weitere Zinserhöhungen für die zweite Hälfte dieses Jahres nicht schlecht. Aus den Prognosen der Federal Reserve geht hervor, dass sich die Arbeitslosenquote weiter unter 5 Prozent bewegen wird und die Inflation sich langfristig auf der Zweiprozentmarke stabilisieren sollte. Man kann daher durchaus noch von zwei Zinserhöhungen ausgehen, so dass der Zinskorridor am Ende dieses Jahres zwischen 1,5 und 1,75 Prozent liegen könnte. Ebenfalls plant die Federal Reserve die angekauften Anleihepakete häppchenweise abzustoßen. Sicherlich sind die Zinserhöhungen noch nicht mit einer signifikanten Straffung der Geldpolitik gleichzusetzten, dafür sind die Zinsen historisch gesehen immer noch zu niedrig, dennoch sieht die Notenbank Handlungsbedarf.
Bis zum Ende dieses Jahres bleibt die Federal Reserve noch einigermaßen berechenbar, doch im Jahr 2018 laufen die Verträge der Notenbankchefin Janet Yellen und ihres Vertreters Stanley Fischer aus, womit Donald Trump besonders linientreue Gefährten in der Vorstand berufen könnte. Linientreu bedeutet hier den Kurs einer durch Steuersenkungen und Investitionen geführten Wirtschaftspolitik nicht durch zu hohe Finanzierungsbedingungen oder strengere Regularien zu gefährden. Die Frage stellt sich, inwiefern sich die Notenbank im Rahmen ihres Mandates gegen das Vorgehen des amerikanischen Präsidenten stellt.
Baufinanzierungszinsen bleiben konstant
Ende Mai und Anfang Juni haben wir nur leichte Veränderungen bei den Zinsen feststellen können. Der Bestzins für zehnjährige Sollzinsbindungen pendelt sich um die Ein-Prozent-Marke ein. Auch wenn auf lange Frist mit einem moderaten Anstieg der Zinsen zu rechnen ist, sehe ich derzeit keinen Grund für einen abrupten Anstieg der Zinsen.