Die EZB bittet um Geduld

Die Rufe der Sparer nach steigenden Zinsen werden immer lauter, nachdem die Inflation aktuell weiter steigt und die EZB an ihrer Null-Zins-Politik festhält. Der Wert des Ersparten schwindet somit zusehends.

Die Angst der Sparer ist nur verständlich. So war die Inflationsrate in Deutschland im Dezember auf 1,7 Prozent gestiegen. Das gesetzte Ziel der EZB mit 2 Prozent ist somit nicht weit entfernt. Das Problem für die Deutschen ist nur, dass die Eurozone lediglich eine Inflation von zuletzt 1,1 Prozent nachweisen kann, dadurch hält die EZB an ihrem aktuellen Kurs weiter fest, da diese sich an der Eurozone orientieren.

Daher bittet Draghi Deutschland um Geduld. Geduld und Vertrauen in die Maßnahmen, welche die Wirtschaft der gesamten Eurozone beflügeln sollen. Aber das Vertrauen in die EZB fehlt derzeit. Die EZB hat in den vergangenen Monaten mit teils widersprüchlichen Argumenten zu ihren Entscheidungen das erbetene Vertrauen verspielt. Es bleibt derzeit also nur abzuwarten, dass die Maßnahmen weiter greifen und sich die Inflationsrate europaweit angleicht. Dadurch könnte ein Wechsel der ultralockeren Zinspolitik initiiert werden.

Wo liegt das Interesse der EZB?

Die Klagen der Banken über die derzeitige Zinsstrategie der EZB reißen nicht ab, werden aber etwas milder.

Welche Entscheidung der EZB muntert die Banken aber auf? Die Entscheidung zum Kauf von Papieren mit kurzer Laufzeit sowie gleichzeitig das Anleihekaufprogamm ab April 2017 zurückzufahren. Mit dieser Entscheidung vergrößert die EZB den Abstand zwischen den kurz- und den langfristigen Zinsen, mit dem Effekt, dass Banken von der größeren Zinsdifferenz profitieren können.

Banken werden nun wieder am Zinsdifferenzgeschäft verdienen, wenn auch nicht im Umfang vergangener Zeiten. Die Zinsen verbleiben aber dennoch auf einem geringen Niveau, um Investitionen bei Unternehmen und privaten Haushalten weiter zu unterstützen. Die EZB hat somit zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Anheizen der Wirtschaft auf der einen Seite, mit dem vorrangigen Ziel das lang gelobte Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen, und auf der anderen Seite gleichzeitig die Banken zu besänftigten. Es bleibt jedoch eine Frage ungeklärt: wurde diese Entscheidung letztlich getroffen um ein “größeres Ziel” zu verfolgen, oder um endlich die lästige Kritik zum Verstummen zu bringen?

Unter diesen Gesichtspunkten erwarten wir für 2017 einen geringen Anstieg der Zinsen, jedoch nur unter der Voraussetzung, dass sich die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Eurozone über die meisten Mitgliedsstaaten stabilisiert und die EZB gegen Jahresende mit dem Versuch, die Geldmenge weiter zu reduzieren, beginnt.

Den Zinstrend schätze ich derzeit kurz bis mittelfristig stabil bis leicht steigend ein, ich empfehle daher meinen Kunden, sich die derzeit günstigen Zinsen möglich lange zu sichern.